Day 32 - COVES DEL DRAC

DIE SIGNATUR EINES GROßEN KÜNSTLERS

Seit jeher war ich ein Stadtmensch und pflege das ungesunde Leben eines Workoholikers. Ich liebe die Hektik am Morgen, die Straßen der Frankfurter Innenstadt überfüllt mit Bankern und engen Cafés. Der Sushi-Lieferservice ist auf der Kurzwahltaste gespeichert und wenn ich am Steuer bin halte ich grundsätzlich das Blackberry in der Hand. "Ins Grüne fahren" bedeutet für mich einen Cocktail zu nehmen in einer Roofbar mit Blick auf Hochhäuser und mein Vorrat an Nespresso-Kapseln ist unerschöpflich.

Bis ich nach Mallorca kam - auf die Insel, die süchtig macht. Ich habe eine Droge durch eine andere ersetzt. Meinen Espresso trinke ich jetzt immer noch aber er schmeckt natürlich so viel besser, wenn man dabei in Port d'Andratx aufs Meer blickt. Ich genieße jeden einzelnen Moment, die mir diese Insel schenkt, die Luft, das Wasser, den klaren Himmel.

Wenn mich also jemand fragt, ob ich Lust hätte, mir eine Höhle anzuschauen frage ich: "WOZU?" Wozu soll ich bei Sonnenschein freiwillig unter die Erde gehen?

Gestern wurde ich unter einem Vorwand nach Porto Christo gebracht und befand mich plötzlich in der Schlange zur Führung für die Coves del Drac. Wer auf Mallorca lebt muss die Drachenhöhlen kennen, hieß es. Im Nachhinein kann ich bezeugen: es stimmt. Ein enger Weg führte mich zusammen mit 100 anderen Besuchern durch das Tropfsteinhöhlensystem und verschiedene Formationen von Stalaktiten, Stalagmiten und Kalkformationen mit Blick auf den größten Unterwassersee Europas.

Manche Formationen erinnern an bekannte Formen aus der Natur: an einem Brokkoli, an die Reliefmusterung der Rinde eines sehr alten Baumes oder gar an die Verzweigungen von Flüssen auf dem Weg ins Meer. Werke, mit der gleichen Signatur eines großen Künstlers.

Ich machte ein Bild von sehr eng gewachsenen Stalaktiten, in Ihrem Formverlauf nahezu identisch mit einem Bild der NASA aus dem All, aufgenommen Nahe von Nouadhibou, der zweitgrößten Stadt Mauretaniens. Das Bild, das ihr hier seht, ist nicht in der Höhle entstanden, es ist das besagte Bild aus dem NASA-Archiv. Beeindruckend, nicht?

Die Coves del Drac sieht man sich am besten nicht in der Hochsaison an. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 95% mit unerträglich vielen Menschen durch einen unterirdischen, engen Weg geschleust zu werden lässt die Magie des Ortes etwas weniger imposant wirken. Das kleine Konzert auf dem Wasser im tiefsten Punkt der Höhle entschädigt dafür nur minimal.

Die COVES DEL DRAC (CUEVAS DEL DRACH auf kastilisch) sind beindruckend, wenn ihr also in der Nähe seid... warum nicht?

(Bild unten) Promifaktor. In Abwesenheit des Drachens bewacht der Pfau den Eingang der Höhle und stolziert vor dem Souvenirladen:

(BILD UNTEN) STALAKTITENFORMATION

(BILD UNTEN) QUELLE: NASA, BILD AUS DEM ALL AUF DIE WÜSTE VON MAURITANIEN.

(BILD UNTEN) EINGANGSBEREICH

(BIND UNTEN) FORMATION